29. August 857: erste urkundliche Erwähnung von Kirche und Ort Rengsdorf.
Erzbischof Tietgaud von Trier ordnet den Bereich,
der zur Rengsdorfer Kirche gehört, als Zehntbezirk
dem St.-Castor-Stift in Koblenz zu.
Diese erste Kirche war möglicherweise aus Holz
gebaut.
12. Jahrhundert: Neubau der Kirche, von der noch der alte Turm erhalten ist.
Es handelte sich um eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit
Langchor und Halbkreisapsis.
Sie war nach Johannes dem Täufer genannt (beurkundet 1347)
1252 Die Kirche wird vom St.-Castor-Stift in Koblenz aus verwaltet;
aus den Mitgliedern des Stifts werden die Pfarrer für Rengsdorf
ernannt.
31.10.1517 Beginn der Reformation von Wittenberg her (Martin Luther)
Ab 1522 Beginn der Reformation von Zürich her (Ulrich Zwingli)
Ab 1536 Wirken des Reformators Johannes Calvin in Genf
Am 12. August 1532 verkauft das St.-Castor-Stift sein Patronatsrecht
an den Erzbischof von Trier
Hermann von Wied: von 1515-1547 Kurfürst und Erzbischof von Köln.
Er versuchte zunächst, die Reformation zu unterdrücken
(1529 Verbrennung des bergischen Reformators Adolf Clarenbach
und des Peter Fliesteden in Köln),
erkannte aber doch die Notwendigkeit von Reformen
im kirchlichen Leben.
1542-1547 versuchte Erzbischof Hermann von Wied mit Hilfe der
Reformatoren Philipp Melanchthon (Wittenberg)
und Martin Butzer (Straßburg) eine Reformation,
scheiterte aber am Widerstand von Domkapitel,
Kaiser und Papst.
1546 Exkommunikation,
Rückzug ins Jadgschloß Buschhoven bei Bonn,
dann auf die Burg Altwied, + 15. August 1552,
bestattet in der Ev. Kirche Niederbieber.
Die Grafen von Wied bemühten sich um die allmähliche Einführung der
Reformation im Wiedischen Lande.
31.1.1556 Visitation der Rengsdorfer Kirche durch den Grafen Johann IV.:
der bisherige Pfarrer Peter Breid ließ (angeblich) sonntags
öfter den Gottesdienst ausfallen und vernachlässigte
die Seelsorge; er widersetzte sich jedenfalls den
Reformationsbemühungen der Grafen zu Wied.
Erst als der Graf ihm seine Kühe und Schweine abnahm,
verließ er 1562 Rengsdorf und ging nach Kurtscheid.
1560 Einführung der Reformation in der Grafschaft Wied
durch Graf Johann IV.,
der durch seinen Vater, Johann III., und seinen Erzieher,
Peter Medmann, reformiert, d.h. im Sinne der Lehre des
Reformators Johannes Calvin, geprägt war.
1563 bekam Rengsdorf seinen ersten evangelischen Pfarrer,
Johannes Heyen von Cobern.
Kurtscheid, damals ein Ort mit 11 Häusern, trennte sich
von der Kirchengemeinde Rengsdorf.
Fünf Häuser wurden abgerissen und auf der anderen Seite der
Grenze zum Erzbistum Köln wieder aufgebaut.
Da die Wiesen der Kurtscheider weiterhin auf Wiedischem Gebiet
lagen, gab es in den folgenden Jahrhunderten fortwährend Streit
um Ansprüche der Grafen zu Wied.
1564 wurde durch die Synode zu Honnefeld das kirchliche Leben in der
Grafschaft Wied neu geordnet:
- die Rechtfertigungslehre wird hervorgehoben
(Rechtfertigung des Menschen allein durch die Gnade Gottes
und allein durch den Glauben, der aus dem Evangelium
erwächst)
- Verpflichtung zu evangeliumsgemäßer Predigt
- Einsetzung von „Sendschöffen“ (Synod-Schöffen, d.h.
Synodalältesten) zur Überwachung der rechten Verkündigung
und des Lebenswandels
- Verbot des abergläubischen Glockenläutens bei Unwetter.
Die Leitung der Kreissynode hatte Johannes Alsdorf,
früherer Hofkaplan von Erzbischof Hermann.
Weiterhin wurden aber 18 Heiligenfeste begangen.
1571/72 Beschlagnahmung aller „papistischen“ Kirchenutensilien
(Monstranzen, Gewänder usw.)
1587 wird bei der Synode zu Dierdorf vereinbart,
daß die Kirchengemeinden der Grafschaft Wied dem
reformierten Bekenntnis folgen.
Der Heidelberger Katechismus wird Bekenntnis- und
Unterrichtsbuch der Wiedischen Kirche.
Freiwerdende Pfarrstellen werden nur mit solchen Pfarrern besetzt,
die an der Hohen Schule zu Herborn
im reformierten Glauben ausgebildet sind.
Seit der Reformationszeit ist die Kirche auch keinem Heiligen mehr geweiht,
sondern ist schlicht und einfach die evangelische Kirche von
Rengsdorf.
Evangelisch-reformierte Überzeugung ist es, dass Kirchen
einzig und allein Kirchen Jesu Christi sein können
und niemals einem vergänglichen Menschen („Heiligen“)
geweiht sein sollten.
Für uns ist der „Altar“ auch kein Altar, weil wir das Heilige Abendmahl nicht als
Darbringung eines Opfers durch die Kirche verstehen,
sondern als Gedächtnismahl, in dem es um das Opfer geht,
das Gott selbst in Jesus Christus einmalig für uns vollbracht hat.
Deshalb sprechen wir nicht vom „Altar“,
sondern vom „Abendmahlstisch“.
In vielen reformiert geprägten Gemeinden findet man
tatsächlich „nur“ einen großen Tisch.
1600 gehörten 97 Familien zur Kirchengemeinde Rengsdorf
Am 27. September 1682 wird in der Rengsdorfer Kirche
Johann Peter Rockenfeller aus Altwied getauft,
der 1723 nach Nordamerika auswanderte
(Urururgroßvater des "Ölkönigs" Rockefeller)
1753 hatte die Kirchengemeinde Rengsdorf 613 Glieder
1801 stürzte der Helm des Turms ein und zerstörte das Kirchenschiff.
1829-1833 Neubau der Kirche im romanischen Stil.
Um 1850 werden viele Schäden festgestellt,
1856 wird dem Turm alle Haltbarkeit abgesprochen: Risse vergrößern sich,
1876 wird das Geläut eingestellt.
1901 erwirbt die Kirchengemeinde den Turm von der politischen Gemeinde.
Bisher hatten die Ortsgemeinden Rengsdorf, Bonefeld,
Ehlscheid und Hardert den Glöckner bezahlt.
Eine Erneuerung der Kirche wird durch das Presbyterium
unter Vorsitz von Pfr. August Knappmann ins Auge gefasst,
weil das Kirchenschiff und der Turm Schäden aufweisen und
weil die Kirche die durchschnittlich 350 Besucher der
Sonntagsgottesdienste nicht fasst: man steht in Doppelreihen
in den Kirchenbänken und sitzt abwechselnd.
3.7.1904 erfolgt die Grundsteinlegung zum Bau des neuen Kirchenschiffs.
Erst nach Fertigstellung des neuen Kirchenschiffs im
neugotischen Stil wird das alte Kirchenschiff abgerissen.
Der Turm aus dem 12. Jahrhundert erhält eine neue Haube (neugotische Spitze).
12.11.1905 findet die Einweihung des neuen Kirchenschiffs statt.
Es handelt sich hier um eine Kirche, die im wesentlichen im
neugotischen Stil erbaut ist. Es gibt aber auch romanische
und klassizistische Elemente.
Der Baustil der Kirche ist insofern Reproduktion, Nachahmung,
nichts schöpferisch Neues, verkörpert also im Sinne der
wilhelminischen Vorliebe fürs Mittelalter das
Anknüpfen an die Geschichte.
Nach der Reformation gab es bei den Reformierten ursprünglich eine
theologisch begründete Neuentwicklung:
wo neue Kirchen gebaut wurden, baute man runde Kirchen,
wo die Gemeinde im fast geschlossenen Kreis sitzt,
wo man einander sieht und Gemeinschaft in Christus sichtbar wird
(häufig zu sehen am Niederrhein/ Ostfriesland / Niederlande /
Frankreich).
Die Gemeinde sitzt also nicht ausgerichtet auf "Altar" und Kreuz,
sondern als Gemeinschaft, bei der Christus in der Mitte ist.
Ausgerichtet ist man von allen Seiten her auf den Predigtstuhl,
oft mit zwei Seitenaufgängen und Sitzgelegenheit für den Prediger,
der den gesamten Gottesdienst von der Kanzel her hält.
Der Abendmahlstisch steht dann unter der Kanzel.
Darin kommt zum Ausdruck, dass die Predigt des Wortes Gottes
die Hauptsache im evangelischen Gottesdienst ist
und dass die Sakramente, Taufe und Abendmahl,
nachgeordnet sind,
als „Zeichen und Siegel“ des gepredigten Evangeliums.
Obwohl das Wiedische Land reformiert geprägt ist, auch unsere Gemeinde,
entspricht das neue Kirchenschiff nicht reformiertem Denken.
Das reformierte Denken drückt sich allerdings doch an bestimmten Punkten aus:
- Früher befanden sich vorne im Chorraum die Bänke des
Presbyteriums;
darin kam die Überzeugung zum Ausdruck,
dass das Presbyterium gemeinsam mit dem Pfarrer die
geistliche Leitung der Gemeinde
und Veranstalter der Gottesdienste ("ius liturgicum") ist.
- Einen Taufstein gab es seit der Reformationszeit nicht mehr in der
Kirche, nur eine Taufschale.
Man wollte die Verehrung von „heiligen“ oder "gesegneten"
Gegenständen wie Kreuzen, Kerzen, Bildern,
gottesdienstlichen Gewändern oder Taufsteinen
durch Abschaffung unmöglich machen.
- Auf der Presbyterbank im Seitenschiff ist ein Platz gekennzeichnet
mit dem Schild „Armenpfleger“.
Darin spiegelt sich die reformierte Wiederentdeckung
des biblischen Amtes des Diakons wieder.
Der Genfer Reformator Johannes Calvin hatte das
„gegliederte Amt" gelehrt, wonach es in der christlichen Kirche
hauptsächlich Pastoren, Lehrer, Presbyter und Diakone gibt,
allerdings von der Gemeinde zum Dienst berufen,
nicht über, sondern in der Gemeinde.
Der Diakon ist demnach nicht ein Kleriker niederen Ranges
auf der Vorstufe zum Priesteramt, sondern ein Presbyter,
der für die Armenfürsorge zuständig ist.
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