Liebe Leser, liebe Schwestern und Brüder!
Der vierte Sonntag nach Ostern heißt
„Kantate“, auf deutsch: „Singet!“
Dieser Aufruf stammt aus
Psalm 98,1, wo es heißt:
„Singet JAHWE ein neues Lied,
denn er tut Wunder!“
König David hat einst diesen Psalm gedichtet,
als er Gottes Schutz erfahren hatte,
ungehindert seine Königsherrschaft festigen
und in der Stadt Jerusalem
sowohl eine Begegnungsstätte mit Gott
als auch seine eigene Burg bauen konnte.
Das hätten wir sicher gern,
In einem Lied in unserem Gesangbuch heißt es:
„ER läßt sich gar nichts nehmen – es muß erbeten sein.“
Gott kann auch für uns sorgen, uns Gutes erleben lassen, wenn Er will.
Da wir Menschen aber vor Ihm alle arme Sünder sind,
können wir nichts fordern, sondern nur bitten.
Viele Menschen kümmern sich nicht um Ihn,
erwarten aber trotzdem, daß Er dafür sorgt, daß es ihnen gut geht.
„ER läßt sich gar nichts nehmen – es muß erbeten sein.“
Auch wenn wir dies oder jenes richtig und gut machen,
können wir keine Ansprüche an Ihn stellen.
„ER läßt sich gar nichts nehmen – es muß erbeten sein.“
Beten heißt: sich hinflüchten zu Gott, sich Ihm anvertrauen, sich Ihm öffnen,
bereit werden, Sein Wort zu hören und sich daran zu freuen,
Gott von Herzen zu danken – und dann auch zu bitten,
für sich selbst und auch andere!
Solches Beten hat die Verheißung,
daß Gott es sich gefallen läßt,
uns erleuchtet, uns tröstet, uns neu ausrichtet auf das, was wichtig ist, uns stärkt.
Er hat versprochen, für die, die im Glauben Seine Kinder sind, zu sorgen,
wie auch immer das dann aussieht.
Manchmal mutet Gott uns auch schwere Wege zu,
Manche von uns kennen den alten Spruch,
der in vielen Wohnstuben an der Wand hing oder hängt:
„Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr,
kommt von irgendwo ein Lichtlein her,
daß du es noch einmal wieder zwingst
und von Sonnenschein und Freude singst,
leichter trägst des Alltags Müh und Last
und du wieder Glauben, Mut und Hoffnung hast.“
Ja, Gott kann uns auch in schwierigen Lagen unerwartet Hilfe schicken.
Wir selbst können aus der Kraft des Glaubens heraus für andere ein „Lichtlein“ sein,
jemand, der anderen ein freundliches Wort sagt,
ein Wort des Trostes, der Ermutigung,
der Anerkennung;
und dann muß dazu noch die helfende Hand kommen,
die tatkräftige Unterstützung, je nach dem,
was der bedrängte Mitmensch braucht.
Wo die Freude des Glaubens ist, wo Liebe geübt wird,
da wird auch eher gesungen.
Die Lieder des Glaubens sind eine Hilfe dazu,
alle Gefühle auszudrücken:
Angst und Verzweiflung, Dank und Freude.
Das Buch der Psalmen ist das Gesangbuch Israels.
Die Psalmen wurden und werden nicht nur gebetet, sondern gesungen.
Die Lieder, die wir in unseren Gesangbüchern finden,
haben das Leben vieler Menschen begleitet und geprägt.
Zu allen Zeiten wurden neue Lieder gedichtet und vertont:
„Singet JAHWE ein neues Lied, denn er tut Wunder!“
Das Evangelium, die gute Nachricht von Jesus Christus, macht uns froh und bringt uns zum Singen. Wo das Evangelium verkündigt wird, wo Menschen berührt werden von der Liebe Gottes,
Vergebung und ewiges Leben als Geschenk annehmen,
wo sich eine christliche Gemeinde versammelt,
da wird Gott gelobt, da wird gesungen.
Während sonst oft böse, hässliche Worte zu hören sind,
sollen Lieder erklingen, die Gott rühmen,
Lieder, die von Gottes Hilfe erzählen, Lieder der Freude.
Beim Propheten Jesaja lesen wir die Worte:
„Den HERRN will ich rühmen
mit meinem Lied,
denn er hat mich gerettet.
Aus Gottes reichen Quellen strömt euch seine Hilfe.“ (Jes. 12,2b-3)
Wir haben Hunger und Durst nach Leben.
Leben ist mehr als Essen und Trinken für den Leib.
Wir suchen nach Lebenserfüllung, nach Glück,
nach Freude, nach Liebe, nach Gemeinschaft.
Was aber sind die Lebensquellen Gottes?
1. Die erste Quelle sind die biblischen Geschichten, die davon erzählen,
wie Gott gesprochen hat – zu Abraham, Isaak und Jakob, zu Mose und den anderen Propheten,
und wie er uns unvergleichlich nahe gekommen ist
in Jesus Christus, seinem Sohn.
2. Die großen Taten Gottes werden auch in den Festen Israels und der Kirche gefeiert:
wie Gott sich als Erbarmer und Retter erwiesen hat,
als der das Volk aus der Sklaverei in Ägypten herausführte,
wie er mit seinem Volk einen festen Bund schloß
und versprach, mitzugehen, den Weg zu ebnen,
das Volk und das Land zu segnen,
wie er die 10 Gebote gab als gute Wegweisung
für das Leben in einer solidarischen Gesellschaft;
wir Christen feiern an Weihnachten, Karfreitag, Ostern und Pfingsten,
was Gott in Jesus Christus für uns getan hat.
3. Der Gottesdienst ist ein Ort,
an dem die Quelle sprudelt,
weil die Gemeinde Gottes Wort und Gebot hört,
dadurch ermutigt und neu ausgerichtet wird,
Gott lobt, ihm ihre Lieder singt, zu ihm betet, Ihn feiert.
Hoffentlich kommen wir bald wieder dahin,
daß wir in unserer Kirche unbeschwerte, fröhliche Gottesdienste feiern können!
4. Die Gemeinschaft der Gemeinde trägt den Glauben des einzelnen.
5. Auch das persönliche Gebet in der Stille vor Gott
ist eine Quelle der Kraft.
Wer an diesen Quellen vorbeigeht, bleibt durstig.
„Und ihr werdet sagen an jenem Tag:
Preist den HERRN!
Macht seinen Namen überall bekannt!
Verkündet allen Völkern, was er getan hat;
sagt ihnen, wie unvergleichlich groß er ist.
Singt und spielt zur Ehre des HERRN!
Denn er hat gewaltige Taten vollbracht;
Das soll die ganze Welt erfahren.“ (Jes. 12, 4+5)
Das ist so etwas wie ein „Missionsbefehl“ für Israel.
Das Volk Israel hatte und hat den Auftrag,
seine Erfahrungen mit Gott unter allen Völkern bekannt zu machen.
Und auch Jesus Christus sandte seine Jünger aus Israel zu den Völkern.
Denn alle Lebenshungrigen müssen erfahren,
wo Lebenssinn und Lebensweisheit zu finden sind,
wo man Zufriedenheit und ewige Geborgenheit findet.
Alle, die nach Trost und Hilfe dürsten, müssen gesagt bekommen,
daß Gott die Quelle ist!
Alle, die sich vor finsteren Mächten fürchten,
müssen erfahren,
daß der lebendige Gott das Licht ist,
das jede Dunkelheit vertreibt.
Alle, die unter der Last ihrer Schuld leiden,
müssen hören,
daß es bei Gott die vollkommene Vergebung gibt,
daß ein Neuanfang möglich ist,
weil Gott neues Leben schenkt.
Wie können Menschen, die sich „Christen“ nennen,
von Jesus Christus schweigen, der sein Leben für uns gab?
Wenn wir aus „aus Gottes reichen Quellen“ trinken,
empfangen wir Freude, Begeisterung und Mut, jeder von uns.
Die Weitergabe des Evangeliums ist eine Aufgabe
für alle Kinder Gottes.
Jeder von uns ein Missionar, mit Worten, mit Liedern,
mit unserem von Gott geprägten Lebensstil,
mit Taten der Liebe –
wir sollen Gottes Boten sein, wir können es sein,
wir wollen es sein!
„Freu dich und juble, du Zionsstadt!
Denn er wohnt in deiner Mitte,
er, der große, heilige Gott Israels!“ (Jesaja 12,6)
Wer ohne Freude ist, wird nur klagen und schreien,
schimpfen und fluchen oder ganz stumm bleiben.
Manchmal müssen auch wir klagen und schreien,
ja wir dürfen vor Gott klagen und schreien.
Aber da ist immer auch Gottes Gegenwart,
Gottes Trost, Gottes Hilfe.
Er wohnt inmitten seines Volkes Israel,
er wohnt in Jesus Christus mitten unter uns,
wo auch immer wir sind.
Jesus sagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind,
da bin ich mitten unter ihnen…
Ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung dieser Weltzeit.“
So dürfen wir in allem getrost und zuversichtlich sein.
Auch wenn wir durch finstere Täler wandern müssen,
leuchtet uns ein Stern, viel mehr als ein „Lichtlein“:
ein helles Licht; es brennt ein Feuer in uns.
Auch wenn wir in Trauer sind,
sind wir von Hoffnung getragen.
Wenn wir fallen, werden wir aufgefangen.
Wenn wir vor einer Mauer stehen,
öffnet sich für uns eine Tür.
Deswegen haben wir in jeder Lebenslage Grund,
Gott zu loben, Ihm unsere Lieder zu singen,
Ihm und unseren Mitmenschen,
die wir mit hineinziehen wollen
in die große Freude der Kinder Gottes.
Ich wünsche Ihnen einen frohen Sonntag „Kantate“.
Möge Gott Euch / Sie behüten!
Ihr / Euer Friedemann Stinder
Evangelische Kirchengemeinde
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