Jesus Christus sagt von sich:
“Der Menschensohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene
und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.”
(Wochenspruch nach Matthäus 20,28)
Liebe Gemeindeglieder, liebe Freunde!
Kaum gab es ein paar Lockerungen, gehen wir schon wieder auf neue Einschränkungen des öffentlichen Lebens zu.
Das Auftreten von Mutanten des Virus, die viel ansteckender
und auch für Kinder und Jugendliche gefährlich sind,
sowie der Mangel an Impfstoff lassen die Zahl der Ansteckungen in die Höhe schnellen.
Aber es gibt noch eine weitere Ursache der starken Verbreitung des Virus:
die Sorglosigkeit und Rücksichtslosigkeit vieler Mitbürger,
die es mit den Hygiene- und Abstandregeln nicht so genau nehmen,
wie man es überall beobachten kann.
Wenn man die Meinungsumfragen ernst nimmt, dann gibt es in der Bevölkerung eine breite Zustimmung zu notwendigen Schließungen; schon länger gab es auch Bürger, denen die Einschränkungen nicht hart genug waren.
Die Rufe von Vertretern der Wirtschaft, die schwerwiegende Verluste hinnehmen mußte, sowie die Existenzangst vieler Geschäftsinhaber
sind ernstzunehmen.
So standen und stehen die verantwortlichen Politiker im Kreuzfeuer der Meinungen, Forderungen und Notwendigkeiten.
Es gilt, zwischen widerstrebenden Notendigkeiten und Interessen abzuwägen.
Niemand ist zu beneiden, der in solchen Zeiten so viel Verantwortung trägt.
Da sind Fehleinschätzungen unvermeidlich.
Die Besserwisserei und Unbarmherzigkeit, mit der darauf gelauert wird,
wen man mal wieder öffentlich niedermachen könnte,
weil nicht alles wie geschmiert läuft, finde ich – mit Verlaub - widerlich.
Wir sollten, meine ich, lieber für die Leistung unserer Amtsträger, die sich redlich Mühe geben, dankbar sein und für sie beten, als über sie herzuziehen.
Es wurden auch die Stimmen der “Querdenker” laut,
die auf ihrem vermeintlichen Recht bestehen, die Schutzregeln zu mißachten, die das Virus verharmlosen.
Offensichtlich gibt es nicht wenige Menschen in unserer Gesellschaft,
die mehr auf ihre eigenen Rechte pochen, als das Recht anderer zu achten;
die bereit sind, das Gesetz zu brechen, Randale veranstalten und Polizisten verletzen.
Wenn wir auf Jesus sehen, lernen wir eine Persönlichkeit kennen,
die nichts für sich selbst wollte, sondern ganz für die Menschen da war,
ihnen gedient hat, Liebe verströmt und sein Leben für die anderen hingegeben hat.
Ist nicht das Leben in dieser Welt ein Jagen nach Anerkennung, Einfluß, Macht? Will nicht jeder mehr zu sagen haben als die anderen?
Jesus von sich: „Ich, der Menschensohn,
bin nicht gekommen, um mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und mein Leben als Lösegeld für alle Menschen hinzugeben.“ (V. 45)
Jesus hat sich immer wieder als den „Menschensohn“ bezeichnet.
In Daniel 7 wird verheißen, daß am Ende ein König erscheint,
der kein grausamer Räuber ist, sondern ein „Menschensohn“,
ein menschenfreundlicher, mitfühlender Herrscher, der Frieden bringt.
Jesus sagt von sich, daß er dieser gute, barmherzige Friedenskönig ist.
Er hat niemandem geschadet, wohl aber die Bösen zurechtgewiesen;
er hat zwar gesagt, wer er für uns ist:
aber damit will er sich nicht größer machen, als er ist,
sondern ausdrücken, was Er für uns bedeutet, was Er uns zu geben hat.
Er, der Reine, ging zu den Unreinen, den Verlorenen, tröstete und heilte sie.
Er, der Gerechte, setzte sich mit schuldbeladenen Menschen an einen Tisch.
Er, der Herr, wusch seinen Jüngern die Füße,
als sei er ihr Haussklave,
um ihnen zu zeigen, was Liebe ist: Dienst.
Er trug den Schmutz unserer Sünde hinauf auf den Hügel Golgatha ans Kreuz, um dort an unserer Statt
den Tod eines Verfluchten zu sterben.
Auch seine Auferstehung geschah für uns:
um uns herauszureißen aus Traurigkeit und Verzweiflung, um die Dunkelheit des Todes zu erhellen
und uns Gottes Lichtherrlichkeit sehen zu lassen,
um uns die Gewissheit zu geben,
daß Gott unser Leben bewahren kann und will.
Jesus macht aus uns Menschen, die nicht herrschen, sondern dienen wollen,
die nicht auf Kosten anderer leben wollen,
sondern gern etwas für andere tun.
Wir dürfen und sollen durchaus Verantwortung und Ämter übernehmen, aber eben nicht.
um andere zu bevormunden und herumzuschubsen,
sondern um etwas Gutes zu bewirken,
Gerechtigkeit durchzusetzen,
Wohlstand für alle zu schaffen.
Macht an sich ist nichts Gutes oder Böses.
Mit einem Hammer kann man einen Nagel
in die Wand hauen,
man kann aber auch einen anderen damit bedrohen
und verletzen.
Es kommt ganz darauf an,
wozu die Macht eingesetzt wird.
Wir sind als Christen in der Nachfolge Jesu
dazu berufen,
unsere Begabungen und Möglichkeiten einzusetzen
zur Ehre Gottes
und zum Wohl unserer Mitmenschen.
In der Geschichte der Kirche gibt es viele leuchtende Beispiele für diese Gesinnung bei Christen:
Friedrich von Bodelschwingh, Dietrich Bonhoeffer,
Albert Schweitzer, Martin Luther King und andere.
Wir alle können an dem Ort, an dem wir leben,
bei den Menschen, die uns anvertraut sind
in Familie und Beruf, Verein und Politik,
auf Machtgehabe verzichten und versuchen,
miteinander das Leben zu bewältigen,
füreinander dazusein.
Da werden wir dann nicht immer nur uns selbst sehen,
unsere Interessen, unser Vergnügen,
sondern auch fragen:
„Wie geht es dem anderen? Was braucht er von mir?
Wie kann ich meinen Mitmenschen, meinen Ehepartner, mein Kind, meinen Kollegen, unterstützen und fördern?“
Und wir werden entdecken, wie das Miteinander und Füreinander zum Glück führt.
Egoismus, Tyrannei und Unterdrückung machen den Täter hässlich und verbittern die Opfer.
Tatkräftiges Handeln im Geist der Liebe Jesu hingegen macht einen Menschen
zu einem angenehmen Zeitgenossen,
sodaß auch andere Menschen in seiner Nähe
froh werden und aufblühen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.
Mit herzlichem Gruß
Ihr Pastor Stinder
Evangelische Kirchengemeinde
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