Liebe Gemeindeglieder, liebe Schwestern und Brüder, liebe Freunde!
Corona, Corona, Corona – es gibt kaum noch ein anderes Thema in den Nachrichten.
Einerseits: ganz zu recht!
Alle Völker dieser Erde leben in Angst vor dem Virus,
das ein Massensterben bewirkt hat.
Und wir sind noch nicht über den Berg!
Oder anders gesagt: das finstere Tal ist noch nicht durchschritten. Es ist noch nicht vorbei.
Auf der einen Seite steht die Hoffnung auf Impfschutz, auf der anderen Seite immer neue, gefährlichere Abwandlungen des Virus.
Weil in vielen Familien die Eltern
und ihre Kinder durch Arbeit und Lernen zu Hause
den lieben langen Tag miteinander zurechtkommen müssen,
nehmen bei manchen die Konflikte zu.
Alleinstehende Menschen vereinsamen.
Wirtschaftliche Existenzen wurden zerstört
oder sind bedroht.
Laßt uns hoffen und beten,
daß das Virus zurückgedrängt werden kann!
Jeder von uns kann durch Vorsicht und Rücksichtnahme helfen, die eigene Gesundheit und die anderer
zu schützen.
Andererseits: es gibt anderswo Schlimmeres,
nämlich Krieg und Flüchtlingselend, Diktaturen,
Terror und Folter.
Dieser Sonntag ist dem Gedenken an verfolgte Mitchristen gewidmet.
Nordkorea und andere kommunistische Staaten
(vor allem China), außerdem viele islamisch geprägte Länder (Saudi-Arabien, Pakistan, Iran usw.)
sind für Christen lebensgefährlich.
Unsere Schwestern und Brüder versammeln sich heimlich, immer in Angst vor Entdeckung.
Aber sie hängen mit Hingabe und Begeisterung
an Jesus,
durch den sie die Liebe Gottes erkennen und erfahren.
Das muß uns, die wir oft so lau und gleichgültig sind, verwundern, anrühren und beschämen.
Bitte seht Euch im Internet doch einmal
die Seiten der Hilfsorganisation “Open Doors” an!
Einer, der ganz begeistert von Jesus war
und unermüdlich für ihn unterwegs war,
war der Apostel Paulus.
Saulus Paulus, der viele christliche Gemeinden gegründet hat und viele Briefe an sie geschrieben hat, war ein kluger Kopf,
ein hochgebildeter jüdischer Schriftgelehrter, dreisprachig (Griechisch als Muttersprache,
Hebräisch studiert, Lateinisch gelernt).
Er war stolz gewesen, ein Israelit zu sein,
er hatte sich peinlich genau an alle Gebote Gottes
und der Schriftgelehrten gehalten.
Ist das nicht bewundernswert?
Wer kann das schon von sich behaupten,
was Paulus allen Ernstes von sich sagte:
immer alle Gebote Gottes genau befolgt zu haben?
Viele Menschen,
denen es gar nicht besonders wichtig ist,
Gottes Gebote zu kennen und zu befolgen,
machen sich noch lustig über jemanden,
der Gottes Wort und Gottes Gebote ernstnimmt.
Viele meinen, man solle es mit dem Glauben und der Frömmigkeit bloß nicht „übertreiben“.
Wenn man überhaupt an Gott glaubt
und nicht an sich und den eigenen Vorteil,
dann glaubt man an einen „lieben und gnädigen Gott“,
der sich gern alle Missachtung und Gleichgültigkeit
Ihm gegenüber gefallen läßt.
Saulus Paulus, der fromme, gottergebene
und eifrige Schriftgelehrte, glaubte allerdings,
er hätte durch seine Frömmigkeit
und seine Treue gegenüber den Geboten
einen Anspruch auf die Gnade Gottes und Belohnung.
Er war sich dessen nicht bewusst,
daß auch er trotz aller guten Taten
ganz und gar auf Gottes Gnade angewiesen war.
Das Gerede vom gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus als Mittler der Gnade hielt er für Unsinn.
Im Auftrag des Hohen Rates in Jerusalem
wollte er die Juden in Damaskus,
die an Jesus als den verheißenen Messias glaubten,
der doch gekreuzigt, gestorben und begraben war, verhaften.
Er wollte diese Sekte vernichten.
Da hatte er vor Damaskus ein Erlebnis, das ihn umwarf.
Plötzlich war da ein helles Licht und eine Stimme,
die ihn vom Pferd hinab in den Straßendreck warf,
die Stimme des lebendigen Jesus Christus:
„Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“
Und auf die Frage des Paulus: „Herr, wer bist du?“
hörte er die Antwort:
„Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst.“
Er erschrak und war verstört.
Der totgeglaubte Jesus war tatsächlich auferstanden!
Dann war er auch der langersehnte Messias!
Er begriff, daß seine ganze bisherige Frömmigkeit,
alle seine guten Taten, angesichts dieser Schuld,
den Messias und seine Anhänger verfolgt zu haben, nichts wert waren,
daß er nun ganz auf die Gnade Gottes angewiesen war.
Er war geblendet von dem Licht, das da aufgeblitzt war, und „am Boden zerstört“.
Seine Helfer führten ihn in die Stadt,
wo er drei Tage lang verwirrt und verzweifelt fastete.
Plötzlich bekam er Besuch von einem Mitjuden,
der ein Christus-Anhänger war; und er lernte,
daß die Gnade Gottes dem zuteil wird,
der sich an den gekreuzigten und auferstandenen Messias (oder Christus oder Heiland) hängt,
sich Ihm und Seiner Gnade anvertraut, ganz und gar, ein für allemal.
Paulus selbst beschreibt in Röm. 5,1,
was wahrer Glaube ist:
sich Gott anvertrauen, sich Ihm überlassen,
von Seiner Gnade leben,
sich von Seinem Geist erfüllen lassen
und in Seinem Geist handeln.
„Nachdem wir nun aufgrund des Glaubens
bei Gott angenommen sind
(„gerecht“ geworden sind),
haben wir Frieden mit Gott.
Das verdanken wir Jesus Christus,
unserem Herrn.“
Gott macht uns nicht dafür verantwortlich,
daß wir in einem allgemeinen Sinn schwach sind;
aber wenn wir Ihm und unseren Mitmenschen den nötigen Respekt, die Achtung, die Liebe schuldig bleiben, dann ist das Schuld.
Da können wir uns nicht damit entschuldigen,
daß wir nun mal so sind.
Da können wir nicht Gott oder die Umwelt
verantwortlich machen.
Gott fragt den Menschen, der sich vor ihm versteckt:
„Mensch, wo bist du?“
Er fragt den Menschen, der sich an seinem Mitmenschen vergangen hat: „Wo ist dein Bruder Abel?“
Er sagt denen, die unbarmherzig waren:
„Was ihr nicht getan habt einem meiner geringsten Brüder, das habt ihr mir verweigert!“
Wenn die Beziehung zu den Mitmenschen oberflächlich und kalt ist,
wenn die nötige Hilfeleistung aus Egoismus verweigert wird,
wenn das Miteinander zerbricht,
dann passiert das nicht einfach so;
das ist Bosheit und Schuld.
Was macht Gott damit? Sagt er: „Schwamm drüber!“ ??
Sagt er: „So sind die Menschen nun mal!“ ??
Nein, unser Gott, der Gott, den die Bibel bezeugt,
ist ein heiliger, leidenschaftlicher Gott,
der ein heftiges „Nein!“ sagt zu allem Unrecht.
„Wir sind allesamt Sünder“ –
ja, aber Jesus steht für uns ein,
nimmt die Schuld auf sich,
trägt am Kreuz stellvertretend für uns
den Fluch der Sünde,
liebt sich zu Tode für uns.
Die Gnade Gottes wird für alle Menschen sichtbar
und wird uns verbürgt in dem Kreuzestod Jesu.
Der Gekreuzigte hat unsere Bosheit und Schuld
auf sich genommen,
sein Leben eingesetzt und geweiht
als Ganzopfer für alle,
die sich Ihm anvertrauen.
Das Leben des einzigen Sohnes Gottes,
das er für uns hingegeben hat,
wiegt die Schuld aller Menschen
aus allen Völkern und Zeiten auf,
sofern sie dies Opfer dankbar
für sich annehmen und für den leben wollen,
der für sie alles gegeben hat.
Paulus wurde seit seinem „Damaskus-Erlebnis“
bis an sein Lebensende nicht müde,
die Gnade Gottes zu rühmen.
Das berühmte „Amazing Grace“, das Lied,
das überschwenglich
die rettende Gnade Gottes rühmt, gibt genau wieder,
was auch Paulus erlebt und gepredigt hat.
(Anregung: Hört Euch das Lied mal auf Youtube an!)
Paulus schreibt im Römerbrief in den Versen 6-8:
„Gottes Liebe zeigt sich darin,
dass Christus sein Leben für uns hingegeben hat.
Zur rechten Zeit, als wir noch
in der Gewalt der Sünde waren,
ist er für uns gottlose Menschen gestorben.
Nun wird sich kaum jemand finden,
der für einen Gerechten stirbt;
allenfalls opfert sich jemand
für einen besonders edlen Wohltäter
oder für eine gute Sache.
Wie sehr Gott uns liebt, beweist er uns damit,
dass Christus für uns starb,
als wir noch Sünder waren.“
Was ist Liebe?
Liebe zeigt sich in Hingabe an einen anderen,
daß man alles gibt für einen anderen,
sich selbst verliert an einen anderen.
Wenn es unter den Menschen „Gerechte“ gäbe,
wenn wir durch unsere Frömmigkeit
und unsere guten Taten
selbst unser Heil vollbringen könnten,
hätte Jesus nicht sein Leben für uns geben müssen.
Manchmal setzen Menschen ihr Leben vielleicht für jemanden ein,
dem sie viel zu verdanken haben,
oder für eine gute Sache.
Gott aber schickte seinen Sohn nicht zu den Menschen,
weil er ihnen das schuldig gewesen wäre,
sondern umgekehrt:
obwohl die Menschen Ihn vergessen oder missachten,
Ihn nicht ehren und nicht auf Ihn hören,
schenkte er ihnen in Jesus Christus seine ganze Liebe.
Eine solche Liebe ist unverdient, unbegreiflich,
ein Wunder.
Paulus schreibt in Römer 5, Vers 5:
„Dass Gott uns liebt, ist uns unumstößlich gewiss.
Seine Liebe ist ja in unsere Herzen ausgegossen
durch den Heiligen Geist, den er uns geschenkt hat.“
Die Liebe Gottes ist in Jesus Christus zu uns gekommen,
und durch den Heiligen Geist empfinden wir die Liebe Gottes in unserem Herzen, haben die Gewißheit:
„Wir sind Gottes geliebte Kinder!“,
Der Heilige Geist, der in uns wirkt, treibt uns dazu,
die Liebe Gottes auch an andere weiterzugeben
mit Worten und Taten.
Die Gnade Gottes, mit der er uns Seine ganze Liebe schenkt, gibt uns auch Heilsgewissheit.
Wir brauchen nicht mehr befürchten,
am Ende doch bestraft oder gar verworfen zu werden.
Paulus schreibt in V 2b und 9:
„Nun haben wir Grund, uns zu rühmen,
weil wir die gewisse Hoffnung haben,
dass Gott uns an seiner Herrlichkeit
teilnehmen lässt.
Wenn wir aber jetzt bei Gott angenommen sind,
weil Christus sein Leben für uns gab,
dann werden wir durch ihn erst recht
aus dem kommenden Strafgericht gerettet werden.“
Es geht nicht darum, daß wir uns selbst vergeben,
sondern daß wir die Vergebung Gottes annehmen.
Es geht nicht darum, unsere Schuld zu verharmlosen,
sondern das krasse Nein Gottes zu unserer Schuld anzunehmen
und gleichzeitig das befreiende Ja zu hören,
das Gott trotz allem zu uns spricht,
und diesen Freispruch
als das große Geschenk der Gnade anzunehmen.
Gott wird uns nicht wegen unserer Versäumnisse bestrafen,
sondern um Christi willen als Seine Kinder anerkennen.
Wir dürfen uns darauf verlassen, daß Gott allen seine Gnade schenkt, die sich allein auf Seine Liebe verlassen
und mit aufrichtigem Herzen an Jesus Christus hängen.
Paul Gerhard hat gedichtet:
„Der Grund, da ich mich gründe,
ist Christus und sein Blut;
das machet, dass ich finde
das ewge, wahre Gut.
An mir und meinem Leben
ist nichts auf dieser Erd;
was Christus mir gegeben,
das ist der Liebe wert.“
In dem Lied „Stern, auf den ich schaue“ heißt es:
„Nichts hab´ ich zu bringen; alles, Herr, bist du.“
(Anregung: Hört Euch das Lied mal auf Youtube an!)
„Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben,
haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus.“
Paulus spricht vom Glauben.
Man kann eine Eintrittskarte einlösen
oder ungenutzt lassen,
ein Geschenk annehmen oder ablehnen.
Glaube ist keine Leistung. Glaube ist nur die Annahme des Geschenks, das Gott uns mit Jesus Christus macht,
die geöffnete Hand, das geöffnete Herz.
Ein Bettler bildet sich nichts darauf ein,
daß er die Hand aufhält.
So können wir uns auf den Glauben nichts einbilden,
denn was zählt, ist allein der gnädige Gott
und sein Geschenk, die Gnade in Jesus Christus.
Nicht wir sind es dann, die das Gute tun,
sondern Christus in uns, sein Geist in uns.
Wer dies Geschenk hineinnimmt in sein Leben,
erlebt, wie Gottes Kräfte der Liebe hineinfließen
in unser Inneres und uns verwandeln:
das Herz, die Gedanken, die Gefühle, das Handeln.
Das ist eine starke Dosis Heilkraft, eine „Impfung“,
die wir mindestens so nötig haben wie die
gegen das Corona-Virus.
Was hilft es, wenn alle Menschen zwar körperlich gesund sind, aber trotzdem ihre Herzen
von Sünde und Bosheit vergiftet sind?
Sind Sie schon mit Christus geimpft?
Bist Du schon mit Christus geimpft?
Hoffentlich!
Ich wünsche Ihnen, daß Sie vor Erkrankung
oder trotz Erkrankung behütet bleiben.
Ich wünsche Ihnen Gesundheit an Leib und Seele.
Mit herzlichem Gruß
Ihr Friedemann Stinder
Evangelische Kirchengemeinde
Pfarrer-Knappmann-Straße 7
56579 Rengsdorf
Tel.: 02634 - 2268
Fax: 02634 - 7781
oder nutzen Sie unser Kontaktformular.
Mo, Di, Do, Fr: 9:30 - 12:00 Uhr
Mittwochs ist das Pfarrbüro geschlossen