Liebe Schwestern und Brüder, liebe Freunde!
Bei den letzten Nachrichten über die Entwicklung der Pandemie kann einem angst und bange werden.
Erst war die Zahl der Ansteckungen zurückgegangen,
die Impfungen laufen an,
von Lockerung der Beschränkungen ist (oder war?) die Rede – nun heißt es, daß durch den rasanten Anstieg der Ansteckungen mit den neuen Mutanten des Viruseine “dritte Welle” drohe.
Die neuen Mutanten des Virus sollen, so hören wir, viel ansteckender sein als das ursprüngliche Corona-Virus, und es sollen dadurch auch viele jüngere Menschen und Kinder schwer erkranken können.
“Bitte bleiben Sie gesund!” –
ein gutgemeinter Wunsch;
doch steht es wohl kaum in unserer Macht,
diese Bitte zu erfüllen.
Wir können wohl vorsichtig und rücksichtsvoll sein, Abstand halten, Masken tragen usw.,
aber letztlich können wir nur auf Gottes Hilfe hoffen und zu Ihm beten.
“Behüt´ dich Gott!” oder
“Möge Gott dich bewahren!” –
so müßte man wohl eher sagen.
Das wäre gleichzeitig unser Bekenntnis des Glaubens an den Gott, der uns alle in der Hand hat.
Kostet das etwa zu viel Mut?
In anderen Ländern kostet es viel mehr,
als Christ erkannt zu werden!
Will Gott uns denn überhaupt helfen?
Ja, Jesus selbst macht uns Mut,
uns mit allen Nöten an Gott,
den Vater, zu wenden, nicht locker zu lassen, inständig zu beten, ihn zu bestürmen.
“Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet”,
hat Jesus einmal gesagt.
Haben wir das Beten vergessen, es gar verlernt?
Wir wissen auch, daß es beim Beten nicht nur um das Bitten für uns selbst und unsere nächsten Mitmenschen geht,
sondern daß das Danken am Beginn eines Gebets stehen sollte.
Wie dankbar sind wir eigentlich?
Wie wenig selbstverständlich ist es,
daß wir noch leben,
wie wenig selbstverständlich sind Gesundheit
und Wohlergehen!
Können wir all das, was wir sind und haben,
als Geschenk Gottes sehen, als Gottes Segen,
der aus unseren Herzen Dank und Lobpreis herauslocken kann und soll?
Und gönnen wir auch anderen den Segen
und die Hilfe Gottes?
Dann wird uns das beim Beten zur Fürbitte für andere führen,und nicht nur das: auch zum Handeln, zur Fürsorge für andere, zum Teilen.
Gott läßt es immer wieder einmal geschehen,
daß uns Menschen unsere Grenzen gezeigt werden.
Gut, wenn wir zur Besinnung kommen,
wenn wir neu nachdenken über den Sinn des Lebens, wenn wir Rat und Trost suchen bei Gott.
Dieser Sonntag ist der erste Sonntag der Passionszeit.
Passion heißt “Leiden”.
Es geht um den Leidensweg Jesu bis hin zum Kreuz.
Jesus war das Leiden der Menschen nicht fremd.
Er war kein Gottessohn, der erhaben gewesen wäre über den Kummer und die Schmerzen der Menschen, der von oben herab geholfen hätte.
Nein, er wurde einer wie wir, verletzlich, angefochten.
Er hat Freude und Trauer durchlebt,
hat gelacht und geweint.
Er wurde von den selbstherrlichen Menschen verleumdet und angefeindet,
von seinen Jüngern oft nicht verstanden
und am Ende im Stich gelassen.
Er wurde verhaftet, geprügelt, angespuckt,
am Kreuz aufgehängt und dort angenagelt,
dazu noch verhöhnt.
Und doch: die ihn erlebten, merkten,
daß mit Jesus und in Jesus
Gott selbst gegenwärtig war.
Der Gott, der in Jesus zu uns kam,
ist hinabgestiegen aus der himmlischen Herrlichkeit in das Elend der Erde, aus der Allmacht in die menschliche Schwachheit.
Er, der Herr, hat sich zum Diener der Menschen gemacht.
Er hat am Kreuz bereitwillig sein Blut,
sein Leben eingesetzt als Sühnopfer für die Schuld Israels und aller Menschen,
hat damit Gottes unendliche Liebe zu uns Sündern offenbart und uns die Gewißheit verschafft,
daß wir einen gnädigen Gott haben,
der gerne denen vergibt,
die reuig zu Ihm kommen.
Das Evangelium des ersten Sonntags in der Passionszeit, die jetzt begonnen hat, erzählt die Geschichte von der “Versuchung Jesu
” (Matth. 4,1-11):
1. Danach führte der Heilige Geist Jesus in die Wüste,
weil er dort vom Teufel auf die Probe gestellt werden sollte.
2. Nachdem er vierzig Tage und vierzig Nächte
keine Nahrung zu sich genommen hatte,
war er sehr hungrig.
3. Da trat der Teufel zu ihm und sagte:
»Wenn du der Sohn Gottes bist,
dann verwandle diese Steine in Brot.«
4. Doch Jesus erwiderte: »Nein! Die Schrift sagt:
`Der Mensch braucht mehr als nur Brot zum Leben.
Er lebt auch von jedem Wort,
das aus dem Mund Gottes kommt.´«
5. Darauf nahm ihn der Teufel mit nach Jerusalem,
auf den höchsten Punkt der Tempelmauer.
6. Dort sagte er: »Wenn du der Sohn Gottes bist, dann spring hinunter! Denn die Schrift sagt:
`Er befiehlt seinen Engeln, dich zu beschützen.
Sie werden dich auf ihren Händen tragen,
damit deine Füße niemals stolpern.´«
7. Jesus antwortete: »Die Schrift sagt aber auch:
`Fordere den Herrn, deinen Gott, nicht heraus.´«
8. Als Nächstes nahm ihn der Teufel mit auf den Gipfel eines hohen Berges und zeigte ihm alle Länder der Welt mit ihren Reichtümern.
9. »Das alles schenke ich dir«, sagte er, »wenn du vor mir niederkniest
und mich anbetest.«
10. »Scher dich fort von hier, Satan«,
sagte Jesus zu ihm.
»Denn die Schrift sagt: `Du sollst den Herrn,
deinen Gott, anbeten und nur ihm allein dienen.´«
11. Da verließ ihn der Teufel, und Engel kamen
und sorgten für Jesus.
Man könnte sagen: Jesus war nichts Menschliches fremd.
Er kannte auch die Versuchungen des Bösen,
die Stimme, die dem Menschen einflüstert:
“Du brauchst Gott doch gar nicht!
Laß dich nicht fremdbestimmen!
Sei selbst der Herr deines Lebens!
Tu, wozu du Lust hast!”
(siehe die Geschichte vom “Sündenfall”, 1. Mose 3)
Jesus hatte sich in die Wüste zurückgezogen,
um sich in der Stille auf Sein öffentliches Wirken vorzubereiten.
In der Wüste fand Mose einst Gott am brennenden Dornbusch.
In der Wüste ereignete sich der Bundesschluß zwischen JAHWE und dem Volk Israel,
wurden die 10 Gebote gegeben.
In den 40 Jahren der Wüstenwanderung reifte das Volk Israel im Glauben, bis es in das verheißene Land Kanaan einziehen konnte.
Jesus war 40 Tage in der Wüste, um sich auf die drei Jahre seines öffentlichen Wirkens vorzubereiten und auf seinen Opfertod am Kreuz.
Jesus hatte von seinem himmlischen Vater die Vollmacht bekommen, Wunder zu tun.
Wofür sollte er diese Vollmacht einsetzen?
Für die Leidenden, für die Kranken, die Blinden,
die Gelähmten!
Die Stimme des Bösen sagt:
“Setze diese Vollmacht doch für dich selbst ein!
Du hast es doch nicht nötig, Hunger zu leiden.
Laß es dir gut gehen!”
Jesus ist entschieden: “Ich will nicht nur für mich selbst sorgen, sondern ganz aus Gottes Wort leben!”
Wie wichtig ist uns die Speise des Wortes Gottes?
Die Stimme des Bösen sagt: “Bist du sicher,
daß du dich auf Gott verlassen kannst?
Wird er dich wirklich behüten?
Probiere es doch einmal aus!”
Jesus aber vertraut seinem Vater im Himmel,
ohne daß er es überprüfen müßte.
Wir aber sind oft angefochten und voller Zweifel,
ob wir uns auf Gott und Sein Wort verlassen können.
Blicken wir doch auf Jesus und lassen wir uns von ihm ein starkes Gottvertrauen schenken!
Die Stimme des Bösen sagt:
“Bei deinen Fähigkeiten könntest du etwas aus dir machen.
Du könntest Macht und Reichtum bekommen,
wenn du nur nicht so ein zartes Gewissen hättest. Wenn du in dieser Welt etwas werden willst,
mußt du bereit sein, dich gegen andere durchzusetzen, auch mit List und Tücke.
Nur die Starken überleben!
Und wenn du ganz nach oben willst,
mußt du bereit sein,
über Leichen zu gehen.
Aber es lohnt sich!
Am Ende hast du das Sagen,
kannst dir alles erlauben, alles genießen!”
Jesus sagt entschieden “Nein!” dazu.
Später sagte er einmal: “Ich bin nicht gekommen, um zu herrschen, sondern um zu dienen!”
Im Hebräerbrief (Hebr. 4,15) wird festgehalten:
“Jesus, der Sohn Gottes, unser oberster Priester,
ist nicht einer,
der kein Mitgefühl für unsere Schwächen haben könnte.
Er wurde ja genau wie wir auf die Probe gestellt –
aber er blieb ohne Sünde.”
Jesus ist in unserer Menschenwelt seinen Weg gegangen,
seinem Vater im Himmel treu ergeben,
hat in Liebe den Menschen gedient
bis hin zum Opfer seines Lebens am Kreuz.
Er hat zwar auch das Böse bloßgestellt, die Übeltäter seiner Zeit kritisiert, Unbarmherzigkeit und Unrecht angeklagt.
Aber er ließ sich nicht dazu verführen,
Böses mit Bösem zu vergelten.
Wir dürfen Jesus ganz vertrauen,
seinen Weg des Dienstes an Gott
und den Menschen mitgehen,
den Weg des Glaubens, der Barmherzigkeit
und der Gerechtigkeit.
Ich wünsche Ihnen / Euch allen einen gesegneten Sonntag.
Mit herzlichem Gruß
Ihr / Euer Pastor Stinder
Evangelische Kirchengemeinde
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