Ev. Kirchengemeinde Rengsdorf
Ev. Kirchengemeinde Rengsdorf

 

„Wort zum Sonntag“ (24. Januar 2021)

 

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Freunde,

 

die dunkle Jahreszeit, der Regen, die Einschränkungen            und Ungewissheiten machen uns zu schaffen.

 

Wann endlich können wir wieder froh und unbeschwert leben,

Menschen ohne Angst die Hand geben und sie umarmen,

in geselliger Runde Feste feiern, reisen, wohin wir wollen?

 

Aber es ist noch nicht so weit:

 

  • die Hoffnung darauf, daß bald alle geimpft werden können, hat einen Dämpfer bekommen, weil gar nicht schnell genug so viel Impfstoff hergestellt werden kann, daß er für alle reicht

 

  • der Impfstoff soll immun machen, aber das bedeutet nicht, daß man nicht noch Überträger des Virus sein      und andere anstecken kann

 

  • immer neue Varianten des Virus können auftreten

 

  • jede Menge unvernünftiger und eigensinniger Leute nehmen es nicht so genau mit den Regeln – und bringen sich und anderen Schaden.

 

Viele Menschen sind erkrankt, viele sind gestorben;

täglich sterben Hunderte.

Viele Menschen bangen um ihren Arbeitsplatz, ihren Betrieb,

ihr Einkommen.

 

Wie können wir mit all dem, was uns bedrückt und einengt, klarkommen?

 

Einige verharmlosen das Virus, als sei es nur so etwas wie eine Grippe, andere leugnen es sogar.

 

Aber Leugnung von Tatsachen hilft letztlich nicht weiter.

Es kommt oft vor, daß Menschen die Augen verschließen

vor Wahrheiten, die für sie unerträglich sind.

Böse Mächte werden verantwortlich gemacht,

Sündenböcke werden gesucht und angeblich gefunden.

 

Es gehört Standvermögen dazu, Probleme zu erkennen,

Gefahren ins Auge zu sehen, das eigene Unvermögen und Ausgeliefertsein anzuerkennen, Hilfe zu suchen.

 

Kann es sein, daß manche Menschen schon länger daran gewöhnt sind, vor dem harten Alltag zu flüchten in Traumwelten am Computer, Parties, Alkohol oder Drogen?

 

Und gibt es nicht schon längst zu viele Ängste und Sorgen,

von denen viele Menschen in unserer Gesellschaft geplagt sind?

 

Wenn es oft kein gesundes Familienleben mehr gibt,

sondern Streit, Untreue, Gewalt, Trennungen, Einsamkeit;

wenn der soziale Zusammenhalt in Schulen, Betrieben und Büros

dem Konkurrenzkampf und dem Mobbing gewichen ist,

wenn Hilfsbedürftigen nicht liebevoll und wirksam geholfen wird,

wenn sich schon längst Einsamkeit und Angst breitgemacht haben - wie kann man dann noch die Einschränkungen durch die Pandemie ertragen?

 

Auch wenn Menschen umgekehrt gewohnt sind,

alles zu haben und alles zu dürfen,

wenn sie nicht gelernt haben,

irgendwann zufrieden zu sein mit dem,

was sie erreicht haben und besitzen –

dann wirft sie leichter der Zwang zum Verzicht aus der Bahn.

 

Was können wir tun?

 

Beten! Beten??? Was ist damit gemeint?

 

1. Beten heißt: Ich erkenne, daß einer über mir und allen

                        Menschen ist:

                        GOTT, der Schöpfer und Erhalter der Welt,

                        der Herr über Leben und Tod,

                        von dem ich ganz abhängig bin.

 

Der kleine, schwache, vergängliche Mensch,

der immer wieder an seine Grenzen stößt,

an die Grenzen seines Verstandes und Wissens,

an die Grenzen seiner körperlichen, geistigen und seelischen Kraft,

macht sich selbst zum Mittelpunkt aller Dinge.

 

Dabei ist er blind und taub für den, der ihn gemacht hat,

der mit ihm reden und ihm helfen möchte.

Eigentlich ist der Mensch ohne Gott ein aufgeblasener Wicht,

ein Großmaul, einer, der selbstherrlich und selbstgerecht lebt –

oder (das ist das andere Extrem) er verzweifelt,

wird ängstlich und trübsinnig.

 

Wer Gottes Wort hört, das er den Erzvätern und Propheten Israels gesagt hat, wer schließlich gar Jesus Christus begegnet,

der das Abbild Gottes ist und gleichzeitig der Mensch,

wie er von Gott gedacht ist,

der sieht sich selbst und die Welt mit anderen Augen,

der tritt mit seinem Schöpfer in eine Beziehung,

versteht Ihn als seinen himmlischen Vater,

findet in Jesus den gottgesandten Retter und Heiland,

öffnet sich für den Geist Gottes.

 

Und das bewirkt eine radikale Veränderung:

- wir können von uns weg sehen auf das,

  was wirklich groß und wichtig ist;

- wir können uns als begrenzt annehmen, weil wir wissen,

   daß ein Mächtigerer als wir für uns sorgen will;

- wir nehmen alles Gute dankbar aus Gottes Hand;

- wir können verzichten, weil wir wissen, daß der eigentliche Sinn

  und Wert unseres Lebens nicht im Haben und Konsumieren 

  besteht;

- wir klagen Ihm unser Leid, weil wir wissen,

  daß Er uns trösten und helfen kann;

- wir achten auf unsere Mitmenschen und sorgen für sie,

  weil der Geist der Liebe Gottes in uns wohnt.

 

2. Beten heißt:

 

Ich hole mir Kraft zum Leben aus der Quelle des Lebens.

 

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost,

was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen

und ganz gewiß an jedem neuen Tag.“

 

Diese Worte stammen von Dietrich Bonhoeffer.

Er war ein gebildeter Mann, dazu noch Doktor und Professor.

Er bekannte, daß er erst in einem tieferen Sinn zur Bibel fand, nachdem er schon lange Theologe gewesen war.

 

Er entdeckte die Bibel als Kraftquelle,

als das Wort Gottes in den Wörtern der Zeugen,

als die eigentliche Aufklärung über aller selbstherrlichen Vernunft

der Menschen,

als das Wort, das bewegt und stark macht zur Nachfolge Jesu,

zum mutigen Handeln in dieser Welt.

 

Wer sein störrisches Eigenleben fahren läßt

und sich Gott in die Arme wirft,

findet eine große Geborgenheit,

die getrost und hoffnungsvoll macht

im Hinblick auf die Zukunft, trotz aller Widrigkeiten.

 

Und daraus erwächst eine innere Stärke zum Handeln.

Bonhoeffer wirkte in der Hitlerzeit nicht nur für die Bekennende Kirche, sondern auch für den Widerstand gegen Hitler,                den abgrundtief bösen Massenmörder und Verderber Deutschlands und anderer Länder.

 

Ein anderer bekennender Christ, Jochen Klepper,

dichtete in der dunklen Zeit des Faschismus:

 

„Die Hände, die zum Beten ruhn, die macht Er stark zu Tat.“

 

Wer Gott anbetet,

- der die Bösen stürzen kann

- Leben bewahren kann

- Gerechtigkeit und Frieden stiftet

gewinnt Kraft zum Standhalten,

Kraft zum Einsatz für andere.

Wenn unsere letzten Kraftreserven aufgebraucht sind,

ist Seine Kraft für uns da.

 

3. Beten heißt:

 

Sich öffnen für Gottes Wort, es in sich wirken lassen.

 

Wer sich auf Gott ausrichtet, still wird vor Ihm,

sich Ihm öffnet und dann Sein Wort liest und hört, der erfährt,

daß alle anderen inneren Stimmen leiser werden,

daß Gott Wort aufrichtet, tröstet, den rechten Weg weist,

Lust zum Guten macht, Hoffnung weckt.

 

Auch in dunklen Zeiten wie diesen können wir erleben,

daß Gottes Wort uns stärkt, aufbaut und hilft, das Rechte zu tun.

 

In unserem Evangelischen Gesangbuch finden sich hinten

Gebete für alle Lebenslagen.

 

Sehr hilfreich habe ich ein Büchlein gefunden,

das ich vor zwei Jahren erst entdeckt habe:

„Stille vor Gott; Morgen- und Abendgebete, Gebete für Festtage

und besondere Anlässe“ aus dem Claudius-Verlag.

 

Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag,

Trost und Kraft für diese Zeit und die kommenden Zeiten.

 

Mit herzlichem Gruß

Ihr / Euer Friedemann Stinder

 

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